Die Stadt Döbeln liegt am südöstlichen Rand des Regierungsbezirkes Leipzig im Tal der Freiberger Mulde. Im Stadtgebiet von Döbeln verzweigt sich das Fließgewässer 1. Ordnung in die Freiberger Mulde und die Flutmulde. Der historische Stadtkern von Döbeln liegt auf der so entstandenen Flussinsel.

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 2002 wurde die Stadt Döbeln von den Fluten der Freiberger Mulde in ungeahntem Ausmaß getroffen. In der Innenstadt stand das Wasser teilweise mehr als 3,50 m hoch.

Hochwasser Döbeln BreitscheidstraßeHochwasser Döbeln Burgstraße
Breitscheidstraße Burgstraße

Hochwasser Döbeln JacobikircheHochwasser Döbeln BSZ
An der Jacobikirche BSZ

Hochwasser Döbeln Am KlosterHochwasser Döbeln Albertstrasse
An den Klostergärten Albertstraße

Insgesamt war eine Fläche von ca. 310 ha überflutet. Das Hochwasser hinterließ zerstörte Gebäude, Industrieanlagen, Verkehrswege und Infrastruktureinrichtungen in der Größenordnung von etwa 60 Mio. € und nicht zuletzt zerstörte Hochwasserschutzanlagen und wasserbauliche Anlagen.

Hochwasser Brücke Sörmitz
Brücke Sörmitz

Hochwasser Brücke Luxemburgstraße
Brücke Luxemburgstraße Staupitzstraße

Nach dem Hochwasserereignis erfolgte durch die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen im Rahmen der Schadensbeseitigung eine Beräumung des Gewässerbettes und eine provisorische Sicherung der Böschungsfußbereiche mittels einer Steinschüttung.


nach dem Hochwasser 2002 Verteilerwehr August 2002

Beschädigte Brücke nach Hochwasser
kurz nach dem Hochwasser 2002, beschädigte Brücke

In Auswertung des genannten Extremereignisses ergaben sich vielfältige Handlungserfordernisse für den vorsorglichen Hochwasserschutz. Neben der Beseitigung von Schäden und der Sicherung des Grund­schutzes für die Muldeanlieger wurde im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, vertreten durch den Betrieb Elbaue/Mulde/Untere Weiße Elster in Rötha im Jahr 2003/2004 ein Hochwasserschutzkonzept „Mulden“ für die Freiberger Mulde, die Zwickauer Mulde und für die Vereinigte Mulde erarbeitet, welches auch die Stadt Döbeln mit einschließt.

Das "Hochwasserschutzkonzept Mulden im Regierungsbezirk Leipzig" (HWSK) wurde vom Staatsminis­terium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) als wasserwirtschaftliche Arbeitsgrundlage am 30. 06. 2004 bestätigt.

Durchgeführte Vermessungen, vorliegende Erfahrungen und berechnete Wasserspiegellagen haben ergeben, dass eine Überflutung der Uferbereiche in der Stadt Döbeln stellenweise bereits ab einem 25-jährlichen Hochwasser (HQ25) eintritt. Unter Berücksichtigung der Hinweise und Vorgaben aus dem genannten Hochwasserschutzkonzept beauftragte die Landestalsperrenverwaltung im Jahr 2004 fünf Ingenieurbüros mit der Planung der erforderlichen Hochwasserschutzmaßnahmen für das Planungsgebiet Stadt Döbeln.

Gemäß dem Maßnahmenkonzept zur Verbesserung des Hochwasserschutzes der Stadt waren folgende Schwerpunkte bei der Vorplanung zu berücksichtigen:

  • Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Abflussquerschnitte durch Beseitigung von Engstellen und Abflusshindernissen (z. B. Anlandungen), jedoch Beibehaltung der Gewässergeometrie
  • Instandsetzung/Aufhöhung/Ertüchtigung vorhandener Ufermauern bzw. Uferaufhöhung
  • Neubau von Hochwasserschutzwänden entlang der Gewässer in der Trasse der bisherigen Wände bzw. an der Oberkante der Gewässerböschungen unter Berücksichtigung vorhandener Bebauung
  • Sicherungsmaßnahmen an Gebäuden
  • mobile Verschlüsse in den Hochwasserschutzwänden im Bereich von Straßen und Wegkreuzungen

Als einheitliches Schutzziel wurde für das Stadtgebiet von Döbeln das 50-jährliche Hochwasser (HQ50) abgestimmt. Nach Umsetzung der geplanten Maßnahmen im Oberlauf der Freiberger Mulde mit der Errichtung von Rückhaltebecken wird der Scheitelabfluss des derzeitigen 100-jährlichen Hochwassers HQ100 von 482 m³/s auf 327 m³/s reduziert. Dies entspricht einem HQ50 im Ist-Zustand und somit dem HQ100 Planzustand.

Für die Einhaltung des geplanten Schutzzieles ergaben sich in der Vorplanung für die Hochwasser­schutzwände noch Höhen von bis zu 2,20 m auf der Luftseite der Wand, was eine starke Beeinflussung des Stadtbildes und der Sichtbeziehungen in der Stadt Döbeln zur Folge hätte.

Die Vorstellung des Planungsstandes der Vorplanung erfolgte in einer öffentlichen Veranstaltung vor Mitarbeitern der Stadtverwaltung und allen interessierten Bürgern der Stadt Döbeln am 15. 11. 2004. Im Nachgang dieser Veranstaltung wurden auf Anregung der Stadtverwaltung ergänzende Maßnahmen untersucht hinsichtlich

  • eines möglichen Hochwasserrückhaltes vor der Stadt sowie
  • des umfangreichen Ausbaus der Flutmulde.

Nach der Präsentation der Untersuchungsergebnisse am 25. 04. 2005 favorisierte die Stadtverwaltung Döbeln die Verbreiterung der Flutmulde und die damit verbundene Absenkung der Bemessungs­wasserstände als Vorzuglösung, wobei im Hinblick auf die Vermeidung von Konfliktbereichen (massiver Eingriff in die vorhandene Bebauung) die Trassenvariante 2 vorgeschlagen wurde. Mit einer abgestimmten maximalen Höhe der neu zu errichtenden Hochwasserschutzwände über luftseitigem Gelände von 1,30 m wird diese Ausbauvariante auch vom Stadtrat getragen.

Modellierung

Durch gegenständliche hydraulische Untersuchungen an einem physikalischen Modell wurde die optima­le Ausbauvariante für die Flutmulde bestimmt und für die Entwurfsplanung der Hochwasserschutzwände zu Grunde gelegt.

Ergebnis dieser hydraulischen Untersuchungen war auch die Feststellung, dass das an der Gewässerverzweigung Freiberger Mulde / Flutmulde befindliche Wehr auf Grund seiner Lage und Ausbildung die Aufgabe der optimalen Beaufschlagung der Flutmulde im Hochwasserfall nicht erfüllen kann, wodurch der Zufluss in die Flutmulde stark eingeschränkt ist. Deshalb wurde die Planung des Ersatzneubaues des vorhandenen Wehres erforderlich.

Fertig gestelltes Modell, Freiberger Mulde, Planzustand 1

Als wesentliche Planungsgrundlage für die Hochwasserschutzwände und das Verteilerwehr Döbeln wurde eine zweidimensionale hydraulische Modellierung des gesamten Planungsgebietes durchgeführt.

Die Planungsunterlagen für dieses Vorhaben wurden durch die Landestalsperrenverwaltung des Frei­staates Sachsen im November 2007 zur Planfeststellung eingereicht.

Baubeginn

Aufgrund eines genehmigten vorzeitigen Baubeginns für den Abschnitt Ritterstraße im Projekt Döbeln Altstadt begannen die Bauarbeiten bereits am 5. 06. 2009 mit dem ersten Spatenstich durch den sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Frank Kupfer.

Grundsteinlegung: v.l.n.r.: Norbert Ziegler (Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung), Hans-Joachim Egerer (Oberbürgermeister der Stadt Döbeln), Staatsminister Frank Kupfer, Axel Bobbe (Betriebsleiter, Betrieb Elbaue / Mulde / Untere Weiße Elster)

Nachfolgend ist geplant, einen weiteren Abschnitt zu errichten (Sörmitz - Abschnitt I/1.2 an der Freiberger Mulde), da auch hier eine Zustimmung zum vor­zeitigen Baubeginn vorliegt.

Weiterhin ist vorgesehen, schnellstmöglich das Verteilerwehr zu errichten, um die Flutmulde ausbauen und somit bereits während der Bauzeit aktiv für den Hochwasserschutz nutzen zu können.

Der Zeitraum für die Herstellung des umfangreichen Hochwasserschutzsystems Döbeln erstreckt sich min­destens bis 2017.